Logitech entwickelt die Tasten für seine mechanische Gaming-Tastatur selbst. Wir testen, wie gut sich die G910 Orion Spectrum im Alltag schlägt.
Design und Lieferumfang
Die Logitech G910 Orion Spectrum kommt martialisch daher: Sie ist schwarz und aus Plastik, mit 1,5 kg wiegt sie dennoch mehr als die Corsair K95 RGB Platinum (Testbericht) . Oben rechts sitzen die Multimedia-Tasten sowie das Lautstärke-Rad. Auf der linken Seite und über den ersten vier F-Tasten sitzen neun G-Tasten, die sich mit speziellen Makros belegen lassen. Ganz links oben sind die Schalter integriert, über die man zwischen verschiedenen Profilen der G-Tasten wechseln kann. In der Mitte ist das sogenannte Arx-Dock verbaut. Dahinter verbirgt sich lediglich eine ausziehbare Halterung für ein Smartphone. Schade, hier wäre wenigstens noch eine USB-Buchse schön gewesen.
Eine solche USB-Buchse fehlt ebenso wie Wechseltasten oder sonstiges Zubehör, Logitech gibt sich ziemlich spartanisch.
Schalter
Logitech entwickelt die Romer-G-Schalter selbst
Logitech setzt auf Schalter vom Typ Romer-G, eine Eigenentwicklung. Der Hintergrund ist, dass es zum Start der Gaming-Serie laut Logitech keine passenden Cherry-Schalter mit RGB-Beleuchtung gab, zudem hatte Cherry lange eine exklusive Kooperation mit Corsair. Logitech verspricht eine Haltbarkeit von 70 Millionen Anschlägen pro Taste. Die Tasten haben einen Betätigungsweg von 1,5 mm, der gesamte Tastenhub liegt bei 3,2 mm. Das ist kürzer als bei der Cherry MX Brown (4 mm) oder den Cherry MX Speed Silver (3,4 mm). Die Tasten lösen mit einem deutlich hörbaren Klick aus, wer in einem größeren Büro sitzt, sollte seine Kollegen vorwarnen.
Ein Nachteil ist, dass es deutlich weniger alternative Keycaps gibt, sich also die oberen Plastikteile der Tasten nicht ohne weiteres austauschen lassen. Während man bei Cherry-MX-Tastaturen hier aus dem Vollen schöpfen kann, ist man bei Romer-G-Geräten auf die Keycaps von Logitech angewiesen.
Beleuchtung
Die LEDs sitzen mittig unter der Tastenkappe.
Ein großer Unterschied der Romer-G-Tasten ist die Platzierung der RGB-LEDs: Diese sitzen mittig im Schalter und strahlen direkt nach oben. Bei anderen Systemen, etwa den Yellow Switches von Razer, sitzen sie neben dem Taster und beleuchten die Kappen seitlich. Bis zu 16,5 Millionen Farben sind möglich — in der Realität nutzt man deutlich weniger.
Was uns ziemlich genervt hat, war der voreingestellte Demo-Modus für die Farben. Dieser wechselt so schnell, dass es aussieht, als würden die Tasten wackeln. Dazu kommt, dass das rapide Farbspiel einfach nur nervt. Vielleicht mag das im Elektronikmarkt wichtig sein, um die Aufmerksamkeit potenzieller Käufer anzuziehen. Zu Hause braucht es das definitiv nicht. Über die LED-Taste lässt sich der Modus nicht beenden, damit kann man das Farbspiel nur an- oder abschalten, leider. Für die Konfiguration muss die Logitech Gaming Software installiert werden.
Software
Die Multimedia-Tasten
Eigentlich ist die Logitech-Software recht vernünftig. Sie sucht etwa automatisch nach installierten Spielen und zeigt vordefinierte Befehle oder Beleuchtungsoptionen. Die Befehle lassen sich anschließend per Drag & Drop auf eine der G-Tasten legen. Eigentlich. Denn in Spielen hat das nur sporadisch funktioniert, selbst eine Neuinstallation der Software hat nicht geholfen. Es war etwas besser, wenn man die Spiele vorab fest in der Software definiert. Scheinbar scheint es zu Problemen bei der automatischen Erkennung zu kommen. Im Internet melden einzelne Nutzer zudem Probleme mit dem neuen Update von Windows 10, Version 1809.
Wer nicht nur einzelne Befehle verteilen, sondern längere Makros einrichten möchte, der kann dazu den integrierten Editor nutzen. Umfangreicher, aber auch komplizierter sind die Skripting-Methoden. Leider gibt es auch bei Logitech kein zentrales Verzeichnis, aus dem man fertige Makros direkt in der Software finden, herunterladen und einbinden kann.
Neben der eigentlichen Software gibt es noch ARX. Dabei handelt es sich um eine App für Android und iOS. Die Idee ist, dass das Smartphone mit der App im „Arx Dock Release” sitzt und man auf dem Handy Daten zum PC oder zu installierten Spielen anzeigen kann. Ja, das ist nett, aber nicht wirklich notwendig. Im Test haben wir das ARX Dock dennoch genutzt: Damit kann man ein Smartphone gut platzieren, um Roccat Power Grid zu nutzen. Gerade in komplexen Spielen wie Elite: Dangerous ist die App von Roccat ein Tipp, kann man damit doch komplexe Funktionen und Manöver auf Icons legen und so direkt sehen, was der Knopfdruck auslöst. Das ist leider auch deutlich intuitiver als der Einsatz der G-Keys, die alle gleich aussehen.
Arbeiten und Spielen
Die Rückseite des Keyboards.
Im Arbeitsalltag ist die G910 Spectrum eine vernünftige Tastatur. Das Tippen geht gut von der Hand, man muss die Lautstärke der mechanischen Schalter aber mögen. Die Handballenauflage sollte man auf alle Fälle einbauen, sonst ist der Abstand zwischen Tisch und Tastatur zu steil.
Im Internet wird immer wieder von „schwammigen” Tasten geredet, das konnten wir im Test über einen längeren Zeitraum nicht nachvollziehen. Auch bei Spielen reagiert das Gerät schnell auf die Eingaben. Egal ob bei Shootern oder anderen Spielen, die Tastatur reagierte gut und präzise. Wir hätten uns nur gewünscht, dass die Makros und G-Tasten-Befehle zuverlässiger funktionieren.
Fazit
Technisch ist die Logitech G910 Orion Spektrum eine solide Tastatur für Gamer und alle, die eine mechanische Tastatur haben möchten, die man hört. Der nervige Farbwechsel zu Beginn ist mit der Software schnell abgeschaltet, im Alltag erfüllt die Tastatur ihre Aufgabe gut. Wie auch bei der Corsair-Tastatur sind die Probleme eher bei der Software zu finden. Sie lädt zwar gut die verschiedenen Profile für verschieden Spiele, zickt dann aber, wenn es darum geht, die zugewiesenen Befehle zuverlässig umzusetzen. Logitech arbeitet derzeit an einer neuen Software, dem G-Hub. Bleibt zu hoffen, dass dieser die Aufgaben besser erfüllt.